Neues Archivrelease: P23 – Neophytics

In den Jahren nach 2007 war Peter „P23“ Schmelzle von der Produktion und Zusammenstellung von Albenveröffentlichungen abgekommen und hatte sich stattdessen ganz der damals neuen Plattform Youtube zugewandt. Zwischen dem Upload von Archivmaterial und Videos mit älteren Labelveröffentlichungen entstanden auch einige vollständig auf das Videoformat zugeschnittenen neue Aufnahmen.

Viele dieser elektronischen Tracks, die ab 2009 aufgenommen wurden, loten unterschiedliche Facetten des neuen Mediums aus. In Stücken wie „Visions of the future“ oder „Hinunter, hinunter!“ verarbeitet der Musiker historische Sprachaufnahmen von C. G. Jung bzw. Hans Arp, wobei im Video zum Stück mit Samples von Jung auch auf die Samples synchronisierte Filmaufnahmen des Psychoanalytikers verwendet werden. Minimale technoide Stücke wie „Andromeda Alchemy“ oder „Twiga Twiga“ sind eigens eingespielte funktionelle Musik für psychedelische Videos. Tracks wie „In a hurry“ oder „End of the world pt. 3: Water“ wurden wiederum zur Nachvertonung von bestehendem Filmmaterial eingespielt. „Psychic Mascerade“ schließlich versucht ganz ohne Schnitttechnik auszukommen, indem für die Aufnahme einer Studio-Livesession auch live ein Videoclip aufgenommen wurde.

So unterschiedlich wie die Anlässe und technischen Ansätze der Stücke waren, so vielfältig ist auch deren Stilistik: von langsamen Elektro-Nummern wie „Visions of the future“ reicht das Spektrum über den Acid-beeinflussten Ambient Sound von „Andromeda Alchemy“ und das Dada-Klingklang von „Random Incidents“ hin zu treibenden Minimal Techno-Tracks wie dem Titelstück „Neophytics“.

Das verbindende Element der Stücke ist nicht nur ihr Entstehungszeitraum von knapp zwei Jahren vom Spätsommer 2009 bis zum Frühjahr 2011, sondern auch die fortwährende Suche des Musikers nach dem perfekten elektronischen Psychedelic-Sound. Die Stücke sind außerdem auch unter dem prägenden Einfluss der damaligen Partnerin und Muse des Musikers entstanden, deren Konterfei psychedelisch verfremdet in einigen Videos jener Zeit und nicht zuletzt auch auf dem Cover dieses Albums erscheint.

Die Produktion von Einzeltracks, die primär über die sozialen Medien verbreitet wurden, war rund zehn Jahre für P23 das Mittel der Wahl. Deswegen gab es ab 2006 für viele Jahre keine neuen Veröffentlichungen mehr auf seinem Label PONKOFF MUSIC. Erst das Release von einer größeren Zahl von Archivaufnahmen im Jahr 2017, deren Umfang und Artwork nicht adäquat in Youtube darstelbar war, sowie bald darauf auch die inflationäre Zunahme von durch die Creator kaum mehr beeinflussbarer Werbung auf der Videoplattform ließen den Musiker um 2020 wieder zu CD- bzw. Albumveröffentlichungen zurückfinden.

Nach dem Abschluss der Aufnahmen zum WINF-Minialbum Dadavox und dem Relaunch der Label-Website von ponkoff-music.de zu Beginn des Jahres 2022 war für P23 endlich die Gelegenheit gekommen, seine vielen Einzeltracks, die in den Jahren ab 2009 entstanden waren, zu sichten und sie zu stimmigen Alben zusammenzufassen. Mit „Neophytics“ liegt nun eine Compilation seiner Solostücke von 2009 bis 2011 vor.

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