Gegen Ende der 2000er Jahre kam Peter „P23“ Schmelzle völlig von der Veröffentlichung von Alben oder EPs ab, und produzierte stattdessen bis 2020 nur noch Einzeltracks, die er primär auf Youtube veröffentlichte. Die Bandbreite der so entstandenen Produktionen reicht von experimentellen Ambient-Tracks über Downbeat und Triphop bis hin zu Acid und Minimal Techno.
Stilistisch setzte er damit den Weg fort, den er bereits mit Alben und EPs wie Acid is (PONKOFF CD 019) von 2001 oder Electronic Suicide Sushi Beat Box Boy (PONKOFF CD 060) von 2005 eingeschlagen hatte, nur dass eben ab dem Ende der 2000er Jahre für ihn nicht mehr mp3s und Zusammenstellungen auf CDR, sondern numehr Einzeltracks auf Youtube sein Medium der Wahl waren.
Youtube bot den Vorteil, sich bei der Produktion auf einzelne Tracks konzentrieren zu können und tatsächlich nur qualitativ hochwertige Tracks zu veröffentlichen, während viele ältere Releases auch den einen oder anderen qualitativ minderwertigen„Füller“ enthielten. Außerdem ließ sich mit Einzeltracks auf Youtube viel schneller und intensiver eine Idee umsetzen, pointieren, publizieren und transportieren, als das mit einem Album oder einer EP möglich gewesen wäre, wo zusätzlich die Cover-Artwork immer das gesamte Produkt und nicht nur einen einzelnen Track repräsentieren würde und sonst jegliche Visuals fehlen.
Für viele der elektronischen Stücke von P23 funktionieren einfach gehaltene psychedelische Videos, wie im Fall von „Acid Flash“ von 2015 eine einfache rotierende Spirale (nicht ohne Anspielung auf Spiral Tribe, mit denen sich gelegentlich seine Wege kreuzten). Für P23 galt praktisch für die gesamten 2010er Jahre das Motto „Kein Track ohne Video“ und er produzierte kontinuierlich neues Einzeltrack-Material.
Erst nach über 10 Jahren kehrte P23 im Jahr 2020 zu der Produktion von Alben und EPs zurück. Die Gründe sind vielfältig, beispielhaft seien nur einige genannt: Youtube war zu einer Werbe- und Influencerhölle geworden, in der sich zusammenhängende oder abfolgende Tracks nicht adäquat darstellen ließen. Einzelne Youtube-Tracks lassen sich außerdem schlecht in diskografische Datenbanken einpflegen. Der Relaunch unserer Label-Website bot 2022 schließlich den Anlass, den musikalischen Output des Musikers aus den Jahren 2009 bis 2020 zu sichten und über die Herausgabe einer Compilaton nachzudenken.
Da im Laufe eines Jahrzehnts so viele Aufnahmen entstanden sind, dass sie den Rahmen eines einzelnen Albums sprengen würden, haben wir uns entschlossen, die relevanten Tracks dieser Jahre grob in die Kategorien „Techno“ und „Downbeat“ aufzuteilen und daraus zwei Compilations zu machen.
Aud der nun vorliegenden ersten Compilation „Get naked and play loud“ sind die technoiden Stücke der Jahre 2012 bis 2016 enthalten, während auf dem nachfolgenden Release From Fukushima to Covid-19 die Downbeat-Aufnahmen zu finden sind.